Kt. BL: In den Landeskirchen leisten Ehrenamtliche 60% der sozialen Leistungen

Die drei Baselbieter Landeskirchen - die christkatholische, die evangelisch-reformierte und die römisch-katholische - liessen erstmals ihre sozialen Leistungen genauer erfassen. Die Fachhochschule Nordwestschweiz hat nun ermittelt, dass die Landeskirchen 2009 Sozialleistungen im Gegenwert von 37,7 Millionen Franken erbracht haben. Die Kirchen hatten diese in Auftrag gegeben, da bisher Daten fehlten, die die kirchlichen Leistungen sichtbar machen, wie die drei Kirchen am Dienstag mitteilten.

Ermittelt wurde dies von der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) mittels Befragungen von 19 Pfarreien und Kirchgemeinden sowie von Fachstellen. Ausgeschlossen worden seien Leistungen im Rahmen der religiösen Verkündigung, solche, die nur oder vorwiegend für eigene Konfessionsangehörige erbracht werden, und Grenzfälle wie etwa Bestattungen.

http://bazonline.ch/basel/land/Was-die-Landeskirchen-wert-sind/story/22587210

Kommentar

Keine Auskunft gibt der BaZ-Artikel über die Finanzierung der Kirchen.

Mitgliedschaft

Im Kt. BL lebten Ende 2009: 99'000 Reformierte, 79'000 Katholiken und 1'000 Christkatholiken. 35% der EinwohnerInnen gehören keiner der Landeskirchen an.

Gemeinnützigkeit?

Rund 800'000 mal sollen Menschen von kirchlichen Leistungen profitiert haben, die für jedermann angeboten werden. Bei rund 180'000 Mitglieder dürften davon aber doch der grosse Teil der öffentlichen Leistungen an Mitglieder entfallen. Wenn jedes Mitglied 2 mal im Jahr an einem Suppentag teilnimmt oder einem Beratungsangebot in Anspruch nimmt, ist ein grosser Teil schon abgedeckt.

Effizienz?

Dass für 800'000 Leistungen 626'000 Freiwilligenstunden erbracht werden müssen, lässt die Frage nach der Effizienz aufkommen - ob wohl aufwändige offene Anlässe ebenso schlecht besucht werden wie Gottesdienste?

Einnahmen der Kirchen

1. Kantonalbeiträge

Gemäss § 8c des Kirchengesetzes leistet der Kanton an die Landeskirchen ordentliche Beiträge. Sie bestehen für jede Landeskirche aus einem jährlichen Grundbeitrag von 100 000 Fr. und einem jährlichen Beitrag von 35 Fr. für jedes Kirchenglied.

2009 weist der Kanton einen Nettoaufwand von 10.8 Mio. an die Kirchen aus.

2. Kirchensteuern natürliche Personen

Das Kirchensteueraufkommen kann nicht eruiert werden, weil das auf Stufe Kirchgemeinde erhoben wird.

3. Kirchensteuern Juristische Personen

ÜBer 8'000 juristische Personen zahlen im Kt. BL Kirchensteuern. Die Kirchensteuer beträgt einheitlich 5% der Staatssteuerbetreffnisse der juristischen Personen. Sie wird zusammen mit der Staatssteuer erhoben. Der Ertrag ihrer Kirchensteuern wird an die drei Landeskirchen (Evangelisch-reformierte, Römisch-katholische und Christkatholische) entsprechend der Zahl ihrer Kirchenglieder verteilt.

Die Reformierte Kantonalkirche weist 2009 Einnahmen aus den Kirchensteuer von juristischen Personen von 4,7 Mio aus. Damit können die gesamten Einnahmen aus den Kirchensteuern für Juristische Personen für die Landeskirchen im Kt. BL auf rund 9 Mio. hochgerechnet werden.

Ehrenamtlichkeit überwiegt

Von den errechneten total 37.7 Mio. Fr. an Leistungen, werden 22 Mio. - fast 60% der Leistungen - ehrenamtlich erbracht. Damit unterscheidet sich die Kirche von anderen Vereinen, wo meist 100% der Leistungen ehrenamtlich erbracht werden.

Leistungen sind mehr als abgegolten Rund 20 Mio. werden aus allgemeinen Steuermitteln und Kirchensteuern von juristischen Personen erbracht - es fragt sich, was damit bezahlt wird.

Warum sind Kirchen steuerbefreit?

Wegen ihrer vermuteten "Gemeinnützigkeit" sind Kirchen steuerbefreit - obwohl sie den Hauptteil ihrer Leistungen an Mitglieder erbringen - während andere Vereine diese Befreiung nur unter grossem Beweisaufwand erreichen können.

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