Glauben in der Schweiz

Facts 2005
FD 1/2006Unter dem Titel "Gott ist da – Glauben in der Schweiz 2005" hat die Zeitschrift "Facts" (Nr. 47, 24. November 2005) festgestellt: "Auch nach 250 Jahren Aufklärung ist der Glaube stärker als alle Wissenschaft". Grundlage des Artikels ist eine Meinungsumfrage (Isopublic) zur Haltung der SchweizerInnen zum Glauben. 28% der SchweizerInnen sind (potenziell) konfessionsfrei Frage: Gibt es einen Gott? Demnach glauben rund 67% der SchweizerInnen an einen Gott, nur 8% lehnen diese Vorstellung vollständig ab, der Rest ist zur Hälfte eher ablehnend oder will sich nicht äussern. Gemäss Volkszählung 2000 gehören 79% der SchweizerInnen einer christlichen und weitere 5% einer anderen total also 84% einer Religion an. Die Differenz zu den effektiv Glaubenden beträgt 17%. Für die FVS bedeutet dies: Neben den 11% SchweizerInnen, die sich als konfessionsfrei bezeichnen, gibt es weitere 17%, also 1.2 Millionen SchweizerInnen, die nicht an einen Gott glauben, aber trotzdem noch einer Religion angehören – ein Teil davon mag in den letzten 5 Jahren seit der Volkszählung ausgetreten sein, aber die Zahl potenziell Konfessionsfreien ist immer noch gross.Dienstleistungen gefragt Frage: Wie wichtig ist Religion für Sie persönlich? Nur für knapp 50% der Befragten ist Religion wichtig, für die über 55-Jährigen mehr (60%), für die unter 34-Jährigen weniger (43%). 11% finden Religion überhaupt nicht wichtig. 20% finden sie bei besonderen Anlässen wichtig, also bei Taufe Hochzeit und Beerdigung. Auch hier liegt für die FVS ein Potenzial brach: unser Angebot für weltliche Feiern könnten jene 20% SchweizerInnen interessieren, die nur wegen dieser Dienstleistungen Mitglied bei einer Kirche bleiben.Darwin – Gott 1:3 Frage: Wie entstanden die Welt und das Leben? Nur 31% der Befragten folgen Darwin in der Vorstellung, dass das Leben ein ungeplantes Produkt von Zufällen und natürlicher Auslese ist. 61% glauben an einen Schöpfer, sei es den biblischen (in sechs Tagen), einen etwas langsameren (Schöpfung in einigen 10‘000 Jahren) oder den grossen intelligenten Designer, der die Evolution steuert. "FACTS" schreibt vom "Überleben des stärkeren Glaubens" und von der "wissenschaftlichen Kühle" der Evolutionstheorie, die den Menschen zuwider sei. Richtig daran ist, dass auch die wissenschaftliche Ansicht eine Theorie ist, die nicht (etwa durch Experiment) verifizierbar ist, sondern nur durch möglichst viele Belege plausibel gemacht werden kann. Den meisten Menschen ist dieses minutiöse Vorgehen der Wissenschaft nicht zugänglich, ihr Bildungsstand erlaubt es ihnen nicht, die Faszination der Forschung nachzuvollziehen, oder es ist ihnen einfach zu anstrengend, sich damit zu befassen. Positives leisten können hier die vermehrt ausgestrahlten Wissenschaftsmagazine im Fernsehen, wo das Staunen über gelehrt und die Vorgehensweise der Wissenschaft transparent gemacht wird. Christentum als Grundlage der Schweizer Gesellschaft? Frage: Wie stark stimmen Sie der Aussage zu, dass die christliche Reli- gion die Grundlage der Schweizer Gesellschaft ist? 55,9% der Befragten halten die christliche Religion für die Grundlage unserer Gesellschaft. 38% lehnen diese Aussage ab, darunter vor allem jüngere Menschen. Hier mag die Fragestellung eine Rolle gespielt haben.Historisch gesehen ist unsere Gesellschaft, wie auch das übrige Europa, stark vom Christentum geprägt. Welche Rolle das Christentum tatsächlich heute spielt, ist schwieriger festzustellen. Eigentlich gibt sich z.B. die Politik offiziell eher laizistisch, so ist etwa die Konfessionszugehörigkeit von PolitikerInnen kaum ein Thema. Andererseits gibt es regelmässig den Rückgriff auf die christlichen Kirchen und ihre Vertreter, wenn es in der Politik schwierig wird: bei Katastrophen pilgern VolksvertreterInnen aller Parteien in Gedenkgottesdienste der Landeskirchen anstelle einer eine laizistischen Gedenkfeier. Auch wo ethischen Fragen thematisiert werden, wirft die Politik regelmässig den Ball den Kirchen zu.