FVS kritisiert Geschichtsbuch des Zürcher Lehrmittelverlags

Aufgrund einer Anfrage aus dem Kanton Schwyz haben wir das Schulbuch "Durch Geschichte zur Gegenwart 1" genauer angeschaut.

Allgemeine Feststellungen Ein Viertel dieses Geschichtsbuches beschäftigt sich mit der christlichen Kirche. Vieles davon können wir als Religionsgeschichte hinnehmen. Allerdings fehlen hier für das Verständnis der Gegenwart wichtige Teile wie z. B. die Kreuzzüge, die anderen abrahamitischen Religionen etc. Dies ist besonders dann problematisch, wenn - wie im uns zugetragenen Fall - das Kapitel über die Kirchen während eines ganzen Schuljahres behandelt wird und gewisse Teile - z. B.  die Renaissance - ausgelassen werden.

Bei den Verfassern des Buches scheint es sich zudem um reformierte Christen zu handeln. Während viele katholische Glaubensinhalte mit dem Verb "glauben" beschrieben werden, gibt es etliche Stellen, welche klar von einer christlichen Position aus formuliert sind und sich mit der religiösen Neutralität der Schule nicht vertragen.

In der Folge eine Liste von Stellen, die uns besonders aufgefallenen sind. Die Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe 2006, die uns zur Verfügung steht. Auf Anfrage hat der Verlag vor einigen Tagen bestätigt, dass sich die Ausgabe 2008 inhaltlich nicht unterscheidet.

Seite 49:      "Auch der Sonntag geht auf die christliche Religion zurück." Da wird die Vorgeschichte des Sonntages ausgeblendet. "Sonntag als Ruhetag" müsste da stehen.

Seite 60:     Wallfahrten: "An den Wallfahrtsorten hatten sich Wunder zugetragen." Nachdem selbst die katholische Kirche von allen behaupteten nur einige wenige Berichte als "Wunder" anerkennt, wäre es angebracht, diese positive Formulierung wenigstens zu ersetzen durch: "An den Wallfahrtsorten sollen sich Wunder zugetragen haben."

Seite 63:     Frage 5 "Nenne einige Aufgaben, welche die Kirchenheute haben" Die Frage insinuiert, dass die Kirchen eine Aufgabe "haben". Eine neutrale Frage wäre: "Nenne einige Aufgaben, welche die Kirchen heute wahrnehmen."

Seite 95:     Galileio Galilei: "Erst unter Papst Johannes Paul II. wurde die Verurteilung Galileis aufgehoben" Am Schluss des Kapitels über Reformen in der katholischen Kirche. Nachdem wohl die Liste der Päpste nicht zum zwingenden Schulstoff gehört, ist hier die Jahreszahl 1992 unerlässlich. Bei den Fragen staunt man, dass es offenbar wichtig ist zu wissen, wo die Reformen der katholischen Kirche beschlossen wurden, aber nicht, warum Galileo Galilei 1638 zum Abschwören gezwungen und vor ihm Giordano Bruno 1600 wegen Ketzerei verbrannt wurde.

Seite 99:     Darstellung von Mutter Teresa Es gibt heute auch kritische Literatur über das Wirken dieser Frau. Namentlich wird berichtet, dass sie zwar Leute aufgenommen, aber ihnen Medikamente vorenthalten habe. Dafür seien Spenden von Kalkutta an den Vatikan weitergeleitet worden. Eine Heiligsprechung durch Schulbücher sollte vermieden werden.

Seite 96:   Zwischentitel "Die Aufgabe der Kirche" und Seite 99:   Frage 1 "Nenne einige Aufgaben, welche das Christentum heute auf der Welt hat." Titel und Frage insinuieren, dass Kirche und Christentum eine Aufgabe "haben". Eine neutrale Formulierung wäre: "Ziele der Kirche" und "Nenne einige Aufgaben, welche das Christentum heute wahrnimmt."

Seite 99 Geschichtsbuch
Seite 99:   Frage 6 "Überlege dir, was auch du tun könntest, um deine Aufgabe als Christ zu erfüllen." SchülerInnen dürfen nicht als Christen angesprochen werden. Dies ist eine krasse Verletzung der religiösen Neutralität!

Fazit: Den Anforderungen eines religionsneutralen Unterrichtes wird das Buch nicht gerecht. Es muss dringend überarbeitet werden.

Die FVS hat das Buch deshalb auf ihre Liste der nicht empfohlenen Schulbücher gesetzt.