Evolution versus Intelligent Design

von Alfred Bahr (2007)

Der Beitrag beschreibt die zentrale Aussagen der Evolutionstheorie und zeigt auf, dass der von gewissen Christen beschworene "Intelligente Designer" eine Neuauflage des "Grossen Uhrmachers" ist, welcher schon im 18. Jahrhundert widerlegt wurde.

Evolution: Erklärung der Entstehung des Lebens

Die Evolutionstheorie Darwins gibt uns Auskunft, wo die Tier und Pflanzenwelt und wir Menschen überhaupt herkommen. Sie beruht auf wisenschaftliche Forschung und ist durch Funde von versteinerten Fossilien vielfach bestätigt. Das Wort Evolution ist ein Synonym für Abstammung mit langsamen, aufeinander folgenden Veränderungen, wodurch andersartige Organismen und neue Arten entstehen. Die Evolutionstheorie beginnt mit der Erklärung der Entstehung des Lebens in den Ur - Meeren. Unser Sonnensystem mit Erde und den anderen Planeten entstand vor etwa 4600 Millionen Jahren. Die ersten versteinert erhaltenen Ur - Lebewesen sind etwa 3500 Millionen Jahre alt. Es sind bakterienartige Organismen ohne echten Kern. Diese Organismen müssen lange vor 3500 Millionen Jahren entstanden sein. In jener Zeit gab es in den Ur - Meeren viele im Wasser gelöste Chemikalien, darunter auch solche, welche die Fähigkeit besaßen, sich selbst zu vermehren, zum Beispiel Ribonnucleinsäure - Moleküle und Aminosäuren. Aus solchen sich selbst vermehrenden Molekülen sind die ersten, bakterienartigen Kleinstlebewesen entstanden. Wie die Aminosäuren, die Bausteine des Eiweis, in den Urmeeren entstanden sind, wurde 1952 von Stanley Miller in einer Doktorarbeit an der Universität von Chikago geklärt. Er zeigte, wie die Aminosäuren, die Eiweis - Bausteine des Lebens, entstanden sind. Diese Arbeiten basierten jedoch auf Überlegungen, die der russischen Gelehrten A. I. Obarin 1926 und dessen britischer Kollege J. B. S Haldane 1928 angestellt hatten. Die Arbeiten von Stanley Miller sind im Science Magazine 1953 veröffentlicht worden. Man hat dann auch versteinerte Mikrobenschichten gefunden, die in 3500 bis 1500 Millionen Jahre alten Sedimentgesteinen enthalten waren. Diese Mikroben sind photosyntetisch aktive Cyanobakterien, auch Blaualgen genannt. Sie waren in solch großen Mengen vorhanden, daß es zu einer Anreicherung der Ur - Atmosphere mit Sauerstoff kam. Versteinerte Zellen mit einem echten Kern wurden in 1900 Millionen Jahre alten Gesteinsformationen gefunden. Mehrzellige Algen, die aus größeren Zellen zusammengesetzt waren, traten vor etwa 1200 Millionen Jahre auf. Und vor etwa 570 Millionen Jahre erschienen die ersten mehrzelligen Lebewesen.

Wenn wir hier von Lebewesen sprechen, bedeutet das nicht, daß diese Lebewesen auch ein Bewußtsein besaßen. Die Lebendigkeit dieser Ur - Lebewesen war nur Chemie. Ein Bewußtsein gab es erst in solchen Lebensformen, die Augen zur Wahrnehmung der Umwelt und ein Gehirn zur Registrierung und Verarbeitung der wahrgenommenen Eindrücke entwickelt hatten, Bewußtsein tritt immer zusammen mit wahrgenommenen Eindrücken der Außenwelt auf. Bewußtsein ist nichts weiter als Registrierung dieser Eindrücke. Ansonsten ist auch hier alles nur Chemie.

Etwa 20 Millionen Jahre später kam es zu einer explosionsartigen Zunahme der Arten. Es erschienen die hartschaligen Seetiere und die Urfische, und danach eine Unzahl von verschiedenartigen Fischen. Diese Fischarten lebten vom Fressen anderer, kleinerer Arten. Der Größere fraß den Kleineren und der Kleinere fraß den noch Kleineren. Fossilien der ersten Urfische hat man in 530 Millionen Jahre alten Gesteinsformationen gefunden. Es gab da auch kieferlose und gehirnslose Urfische. Zwischen 400 und 360 Millionen Jahren gab es eine Art von Fischen, welche um den Gefahren im Meer zu entfliehen, mit ihren Flossen auf das Land krochen, aber zunächst immer wieder ins Meer zurückkehrten. Die Aufenthalte auf dem Lande wurden im Laufe langer Zeiträume immer länger. Genetische Mutationen veränderten ihre Flossen langsam zu Beinen und veränderten auch ihre Kiefern, das Atmungsorgan. Sie waren schließlich imstande, sowohl auf dem Lande, als auch im Wasser zu leben, Sie ernährten sich auf dem Lande von Algen, Moosen, Farnen und was sonst dort wuchs. Man hat eine versteinerte Fossilie eines solchen Fisches gefunden, dessen Flossen schon starke Veränderungen aufwies. Aus diesem Land - See Fisch gingen alle Landtiere hervor. Die ersten waren Pflanzen fressende Reptilien, Durch Mutationen entstanden andere Arten, darunter Arten, welche sich nicht mit Pflanzenfressen begnügten, sondern Jagt auf andere Arten machte und sie fraßen. Der Stärkere fraß den Schwächeren. Schließlich entwichen einige schwächere Arten auf die Bäume des Urwaldes.. Über lange Zeiträume entstanden hier durch den üblichen Mechanismus der genetischen Mutationen die Affen. Einige dieser auf Bäumen lebenden Affen entfernte sich auf der Nahrungssuche irgendwann aus dem Urwald und betraten die Savanne. Das hohe Gras dort zwang diese Affen aufrecht zu gehen. Der aufrechten Gang wurde ihm bald zur Gewohnheit, und genetische Mutationen veränderten über sehr lange Zeiträume seine Gestalt. Seine Beine wurden länger und seine Arme kürzer. Aus dieser Art ging nach langer Zeit der Australopithecus hervor. Danach kam der Homo - Habilis, der Gerätemacher. Er machte Steinmesser und wahrscheinlich auch Speerspitzen aus Stein. Er konnte jedoch noch nicht sprechen, sondern nur grunzen und kreischen. Das war vor etwa zwei Millionen Jahren. Vor etwa 1,5 Millionen Jahren tauchte dann der Frühmensch, der Homo Erectus auf, der bereits ein großes Gehirn besaß und bei dem die Sprachfähigkeit began. In dieser ganzen Entwicklung ist nirgendswo intelligentes Design oder das Wirken einer göttlichen Macht zu erkennen! Die gesammte Entwicklung beruht vielmehr auf spontane, unberechenbare Mutationen der Erbsubstanz. Und so gab es dann zu jeder Zeit auch Mutationen, die zu Arten führten, die .sich in der rauhen Umwelt nicht behaupten konnten und untergingen. Einer solcher Evolutionszweige, der nahezu parralel mit dem Home Erectus verlief, war der Neanderthaler, der ausstarb.

Reaktion des Christentums

Die Anerkennung dieser Evolutionstheorie durch den Vatikan und auch durch die Evangelische Kirche in Deutschland im Jahre 1996 hat dem Christentum den Boden entzogen. und das Christentum existiert eigentlich gar nicht mehr; denn es hat seine Basis, den Adams und die Eva mit dem Sündenfall verloren! Die Anerkennung der Evolutionstheorie durch die Kirche hatte also weitreichende Folgen. Das ist der Grund, warum die anderen christlichen Kirchen in den USA, verzweifelt am Kreationismus festhalten, und die Evolutions-theorie Darwins als falsch bezeichnen.

Rettungsversuch: "Intelligentes Design"

Die katholische Kirche dagegen bemüht sich neuerdings, den Kreationismus auf andere Weise retten, indem sie versucht den Kreationismus in die Evolutionstheorie hineinzutragen. Am 8. July 2005 erschien ein Artikel in der Internationalen Herald Tribune von Kardinal Christoph Schönborn aus Wien, in welchem er die Erklärung der Evolutionstheorie über die Entstehung der Arten, als nicht wissenschaftlich und nur als eine Ideologie bezeichnet und behauptet, daß überall in der Natur und in der Welt der lebenden Dinge das intelligente Wirken Gottes zu erkennen sei. Also die Ergebnisse einer ernsthaften, jahrzehntenlangen wissenschaftlichen Forschung werden als Ideology bezeichnet, zur Seite gedrängt und durch religiöse Spekulationen ersetzt. Und die religiösen Spekulationen sollen wahr sein! Aber damit hat dieser Kardinal die Basis des Christentums, nämlich Adam und Eva mit dem Sündenfall, nicht gerettet, denn ganz gleich, ob Gott in der Evolution tätig ist, oder ob die Darwinsche Erklärung von der Entstehung der Arten wahr ist, in einer Evolutionstheorie, ganz gleich welcher, kann es keinen Adam und keine Eva mit dem Sündenfall geben, und der Gottessohn kann nicht für unsere Sünden am Kreuze gestorben sein. Das Christentum ist tot! Diese fromme Jesus - Geschichte hat sich nun als wilde Fantasie entpuppt.

Dieser Kardinal will in der Evolution angeblich überall die Zeichen einer göttliche Intelligenz sehen. Also wenn in einem Zweig der Evolution genetische Mutationen, daher spontane Veränderungen der Erbsubstanz auftraten, welche die Überlebengschances in der Umwelt drastisch verbesserten, und zum Beispiel aus den Pflanzenfressern Tierfresser machte, dann meint er, das sei auf eine Einwirkung Gottes zurückzuführen. Wenn wir also heute diese überlebten Evolutions-zweige sehen, sehen wir Gottes Werk. Dieser Kardinal übersieht dabei gefissendlich, daß es gleich viele genetische Mutationen gegeben hat, die negativ waren und zum Aussterben vieler Zweige der Evolution, vieler Arten führten. Warum zum Teufel hat Gott dann nicht nur überlebensfähige Arten geschaffen? Wenn wir auch diese unendlich vielen ausgestorbenen Zweige der Evolution in die Betrachtung einbeziehen, dann ist von intelligentes Design nichts zu sehen. Dieser Kardinal aus Wien soll doch einmal erklären, wie Gott die spontanen Mutationen der Erbsubstanz durchgeführt hat, und warum er soviele Veränderungen in der Erbsubstanz durchführte, die zu den Erbkrank-heiten, Verkrüppelungen und anderen Schäden wie Blindheit oder Taubheit führten? Wo ist da Sinn und Zweck?

Neuauflage des grossen Uhrmachers

Die Spekulationen dieses Kardinals sind eine Neuauflage der Theorie des Theologen William Paley (1745-1805), der den Menschen mit einer komplizierten Uhr vergleicht und aus der Zweckmäßigkeit der Konstruktion dieser Uhr, auf das Werk eines Designers und Urmachers schließt, und da der Mensch genauso kompliziert, wie solch eine Uhr ist, behauptet Paley, muß auch der Mensch von einem göttlichen Designer gemacht worden sein. Jedoch übersieht er, daß die komplizierte Uhr, die er in der Hand hält, aus einer weniger komlizierten Uhr hervorging, und diese wiederum aus einer primitiveren Uhr.

Evolution: Entwicklung in kleinen Schritten

Am Anfang stand hier die ganz primitive Sanduhr. Wir haben hier vor uns eine Entwicklung in kleinen Schritten. Sicher hat es in dieser langen Reihe von Uhrmachern auch Uhrmacher gegeben, deren Uhren Fehlentwicklungen waren und weggeworfen wurden. Auch ein modernes Auto ist vom menschlichen Designer nicht von “A bis Z” neu erdacht worden, sondern als Weiterentwicklung von Forläuferformen entstanden, Am Anfang stand ein Zweirädriger Handkarren. Danach kam der von Ochsen gezogene Karren und danach der von Pferden gezogene vierrädrige Wagen. Dann kam die Pferdekutsche. Jemand hatte dann die Idee einen kleinen Benzinmotor in die Kutsche einzubauen, der die Räder drehte. Die Pferde waren nun nicht mehr erforderlich. Das erste Kraftfahrzeug war entstanden. Auch der Mensch ist nur eine Weiterentwicklung von Vorläuferformen. Die unmittelbaren Vorläuferformen waren der Homo Erectus, der Homo Habilis, der Australopithecus und die Affen. Die Entwicklung geht zurück bis zur Entstehung des Lebens in den Ur - Meeren. Die treibende Kraft war hier kein intelligenter Designer, kein Gott, sondern genetische Mutationen. Die Folgen dieser genetischen Mutationen sind bei uns Menschen in der Gegenwart überall sichtbar.

Der Mensch, der vor etwa 140 Tausend Jahren aus Afrika kam, und die übrige Erde besiedelte, sieht heute überall anders aus. In Afrika hat er eine fast schwarze Hautfarbe, in Europa eine fast weiße, in Indien eine braune, in China ebenfalls eine helle Hautfarbe. Ebenso die Form und Farbe der Augen is bei den Asiatischen Völkern eine andere, als bei den Europäern Auch die Haarfarbe ist überall eine andere. Sie variiert von Schwarz bis Hellblond Und kein Mensch gleicht dem anderen. Niemals können zwei Menschen verwechselt werden. Hier sehen wir die Wirkung der genetischen Mutationen innerhalb einer kurzen Zeitspanne von etwa 140 Tausend Jahren. Genetische Mutationen kommen fast täglich vor. Die Anfälligkeit für viele Erkrankungen sind oft, so sagt man, vererbt. Hier liegt ebenfalls eine genetisch bedingte Anfälligkeit vor, die durch Mutationen entstanden ist. Auch werden Menschen oft verkrüppelt, oder mit sonstigen Fehlern geboren. Auch hier sind ungünstige genetische Mutationen die Ursache. Niemand wird behaupten wollen, daß die Unterschiede im Aussehen der heutigen Menschen in den verschiedenen Erdteilen, und die durch Mutationen entstandenen Krankheiten, Verkrüppelungen und sonstigen Fehlern auf einen intelligenten Designer, auf Gott zurückgehen, Von Intelligenz und von Sinn und Zweck ist hier nichts zu sehen.

Wenn wir zum Beispiel drei Millionen Jahre zurückgehen, dann sehen wir anstelle des Menschen Kreaturen, die mehr Affe als Mensch sind. Dort sehen wir innerhalb einer kurzen Zeitspanne ebenfalls solche minimalen Unter-schiede im Aussehen, wie heute bei den Menschen in den verschiedenen Erdteilen. Auch hier sind genetische Mutationen die Ursache. Und auch hier wird niemand wagen zu behaupten, daß diese minimalen Unterschiede von einem intelligenten Designer, von Gott stammen. Ein Zweig dieser Mutationen führte dann zum Urmenschen and danach zum Frühmenschen, der vor etwa eineinhalb Millionen Jahren auftauchte.

Kein Platz für einen "Intelligenten Designer"

Alles geschah in sehr kleinen Schritten und ganz gleich, welche Stelle in einem Evolutionszweig wir betrachten, innerhalb einer kurzen Zeitspanne waren die Veränderungen immer so minimal, daß niemand hätte behaupten können, hier sehen wir Gottes Werk, zumal viele dieser Veränderungen ungünstig waren. Die Evolution besteht also aus einer Abfolge von unendlich vielen kleinen Mutationsschritten. Sind die Mutationen günstig, kann sich der Evolutionszweig, die Art, fortsetzen, sind diese Mutationen einmal ungünstig, dann geht die betreffende Art unter, weil sie sich nicht in der Natur behaupten kann. Wenn es nun in den kleinen Evolutionsschritten, wie wir sie oben beschrieben haben, kein Platz für einen intelligenten Designer gibt, dann kann es auch in der Evolution als ganzes gesehen keinen Platz für einen intelligenten Designer geben. Es gibt also keine göttliche Kraft, welche vorschreibt in welche Richtung eine genetische Mutation zu laufen hat, und welche die genetischen Mutationen verursacht. Diese genetischen Mutationen sind vielmehr reine Chemie, bzw. sie sind bio - chemische Prozesse.

"Intelligent Design" schon im 18. Jh. widerlegt

Die Schlußfolgerungen des William Paley sind schon viele Male widerlegt worden. Hume (1711 - 1776) hatte dieses Argument schon vor Paley behandelt und logisch als falsch erkannt und zurückgewiesen. In unserer Zeit (1986) hat Richard Dawkins, Professor für Biologie, in seinem Buch: “Der blinde Urmacher” den William Paley endgültig vom Tisch gefegt. Das hindert Bischöfe und Gläubige aber nicht daran, Die Evolutionstheorie zu verneinen und einen intelligenten Designer für alles verantwortlich zu machen, obwohl es für ein Wirken Gottes in der Welt nicht die geringsten Anzeichen gibt. Selbst in Deutschland sind diese Fantasten sehr aktive, und machen ihren Standpunkt in Radio und Fernsehen bekannt. Diese Fanatiker beuten die Unwissenheit der Menschen dabei nach besten Kräften aus, und die Regierungen unterstützen diese Verdummung der Menschen auch noch durch den Religionsunterricht an den Schulen für die Kleinkinder. Die Evolutionstheorie wird ihnen nicht gelehrt, dafür aber der Kreationismus. Gott schuf die Welt und Adam und Eve vor 6000 Jahren!

Wer mehr über die Evolution und intelligentes Design wissen möchte, wird auf das Buch von Prof. Ulrich Kutschera verwiesen:  Streitpunkt Evolution (2004)