"Die Zukunft ist weltlich!" Auszug aus dem aktuellen Magazin frei denken
Podcast, Lesetour und Plakatkampagnen: Wir haben viele gute Ideen, und es gilt, an vielen Projekten zu arbeiten.
Ein Auszug aus dem aktuellen Magazin frei denken von Valentin Abgottspon

Im Grunde ist es absurd. Wir zählen mehr als 2000 Mitglieder, obschon die Gruppe der Konfessionsfreien stetig wächst. Und unsere finanziellen Möglichkeiten liegen auf nationaler Ebene, Und unsere finanziellen Möglichkeiten liegen auf nationaler Ebene unterhalb des Budgets einer kleinen oder mittleren Pfarrei. Die religiöse Lobby sind asymmetrisch übermächtig.
Wir haben zwar das Recht nicht immer auf unserer Seite. So geniessen wir beispielsweise nicht das Privileg, dass unser Vereinsbeitrag vom Staat eingezogen wird, wie die Kirchensteuer in den meisten Kantonen. Wir haben aber in vielem recht. Unsere Argumente - das formuliere ich für einmal ganz unbescheiden - sind die besseren. Die Zukunft gehört eigentlich uns. Wir sind auf dem richtigen Weg. Weg von Religion, nahe am Menschen. Der demographische Wandel und der gesellschaftliche Fortschritt spielen uns in die Hände.
In verschiedenen Texten dieses Magazins legen wir dar, was wir tun und weiterhin tun wollen. Politische Geschäfte laufen, humanistische Rituale finden statt, ein weiterer Ausbildungskurs hat im November 2024 begonnen. Für 2025 planen wir eine grössere Plakat- oder Buskampagne. Ebenfalls im kommenden Jahr wird eine Lesetour mit Shukri Al Rayyan stattfinden. Shukri Al Rayyan ist 2014 aus Syrien in die Schweiz geflüchtet, hat das Buch «Nacht in Damaskus» geschrieben und ist zum Atheisten geworden. Er steht offen zu seinem Unglauben. Wir freuen uns auf interessante Lesungen und anregende Diskussionen mit ihm an verschiedenen Orten in der Schweiz. Ausserdem werden wir uns auch im neuen und derzeit angesagten Format des «Webinars» - online stattfindende Seminare – versuchen. In einigen Kantonen sind wir ganz konkret mit dem Thema Schule und Religion beschäftigt, eine Initiative im Kanton Uri beispielsweise ist auf unserer Liste. Wir haben aber auch sonst noch viele Eisen im Feuer.
Etwas auf die Ohren!
Konkrete Projekte stehen an und stehen vor der Umsetzung. Etwa der Podcast,
der als Arbeitstitel den Namen «HumanisTisch» trägt. Quasi ein «Stammtischfür Humanisten». Der Podcast und die dazugehörige Webseite sollen, können und dürften zum Dreh- und Angelpunkt für weitere Projekte werden. In diesem Rahmen sollen auch kurze audio-visuelle Produkte entstehen, die hoffentlich Verbreitung finden. Ob wir alle zwei Wochen oder monatlich etwas produzieren, steht noch nicht fest. Aber es gibt zweifelsohne genug zu diskutieren und darzulegen, viele interessante Gesprächspartner und Themen. In den Podcasts darf es insbesondere um die Aktivitäten der FVS gehen. Es ist ja immer wieder ein Elend, wenn wir merken, dass viele Menschen, die unserer Vereinigung und unseren Tätigkeiten einiges abgewinnen könnten, noch nie von uns gehört haben. Und damit sich das ändert, sollten wir öfter etwas im Audio-Format liefern. Dieses hat auch den Vorteil, dass wir in etwas längeren Beiträgen und Gesprächen darlegen können, was hinter einer Schlagzeile oder einer vielleicht provokanten Aktion steht.
Lehrmittel sichten
Im Rahmen eines Podcasts können wir zudem verschiedene Projekte lancieren oder diskutieren und in die Tiefe gehen. Der etwas längere Atem bei einem Gespräch taugt auch, um Hintergründiges zu beleuchten. Beispielsweise ist die Sendung «Wort zum Sonntag» beim SRF ja ein Unding. Es ist nicht einsichtig, weshalb in diesem Format des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nur christliche Stimmen das Wort erhalten – so, als ob nur das Christentum ethische Werte kennen und die Gesellschaft zusammenhalten würde. Zu der Vereinbarung der SRG mit den Kirchen gäbe es ja einiges zu sagen und zu schreiben.
Mit verschiedenen konkreten Aktionen und Aktivitäten können wir es schaffen, für Aufsehen zu sorgen. Es liegt an uns, auf aktuelle Geschehnisse agil zu reagieren, aber auch selbst immer wieder Akzente zu setzen. Daran arbeiten wir.
Das Unterrichtsmaterial zum Thema «Religionsfreiheit» im Sinne von «frei von Religion leben» ist ein weiteres Thema, das uns beschäftigt. Wir sichten Lehrmittel und stehen in Kontakt mit Pädagogischen Hochschulen beziehungsweise Fachdozenten und sind besorgt darum, dass geeignetes Unterrichtsmaterial existiert. Bei einigen Lehrpersonen, aber auch bei Lehrmittelverlagen oder teils sogar bei Fachdozenten fehlt diesbezüglich leider etwas das Problembewusstsein. Anders gesagt: Es fehlt die Bereitschaft, in der Volksschule auch unsere Weltanschauung positiv darzustellen, mehr noch: dass sie überhaupt dargestellt vorkommt.
Wir beteiligen uns weiterhin und geben Auskunft: an Forschende, Studierende, Journalisten ... Es darf als Erfolg gelten, dass wir auch bei Veranstaltungen wie der «Woche der Religionen» teils berücksichtigt und eingeladen werden und beim interreligiösen» Dialog nicht immer unter den Tisch fallen. Apropos «unter den Tisch fallen»: Die Mehrsprachigkeit der Schweiz und unserer Vereinigung stellt uns auch immer wieder vor Herausforderungen. Wir versuchen diesbezüglich unser Bestes. Ihr kennt wahrscheinlich das Bonmot: «Einige arbeiten, um Geld zu haben. Ich brauche Geld, um arbeiten zu können.» Ich stelle fest, dass dies auch zu uns als Vereinigung passt und stimmt. Für gewisse Arbeiten braucht es Geld. Geld ist Zeit, die sich dann jemand nehmen muss. Ganz vieles läuft bei uns im Ehrenamt, ohne Bezahlung und in der Freizeit. Auch wenn man für die Sache Feuer und Flamme ist – zwar nicht ganz so wörtlich wie Giordano Bruno – kann zu viel unbezahltes Engagement an Selbstausbeutung grenzen und ist auf Dauer nicht immer nachhaltig. Einige Dinge erledigen sich halt eben nicht «von selbst». Für vieles braucht man einen langen Atem und auch finanzielle Mittel.
Es geht auch «oben ohne»
Wir wollen das Beste für unsere Gesellschaft. Und somit auch das Beste für das Individuum. Wir helfen mit, wir beschleunigen den gesellschaftlichen Wandel. Wir kämpfen gegen religiöse Privilegien, die ja stets eine Diskriminierung der Religionsfreien darstellen. Wir sind oftmals die einzige Stimme, die zu gewissen Themen Klartext spricht. Wir sorgen für mehr Gerechtigkeit. Unser Einsatz kommt bei Weitem nicht bloss unseren Mitgliedern zugute. Wir liefern einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Frieden, indem wir immer wieder aufzeigen: Es geht auch «oben ohne». Wir können auch gottlos glücklich und gottlos gut sein. Doch viele Menschen haben die «frohe Botschaft» noch nicht gehört: Ohne Religion geht vieles besser. Wir wollen also ganz konkret «nur das Beste». Wir wollen aber auch – im Rahmen des Möglichen – dein Bestes: Wir wollen dein Geld oder deine Zeit. Hilf mit! Beteilige dich finanziell oder durch Mithilfe an Projekten, die dir am Herzen liegen oder im Kopf herumschwirren! Ich denke, dein Engagement lohnt sich. Wir wollen nicht bloss FreiDENKER sein, sondern wir wollen auch etwas TUN. Ich danke dir, dass du dabei bist. Ich danke dir, dass du mitmachst!
Valentin Abgottspon