Feiertage: modernisieren oder durch mehr Ferientage ersetzen

Der Artikel in der Aargauer Zeitung vom 3. Oktober zum Umgang mit Feiertagen stiess auf grosse Resonanz. Der Blick doppelte noch am selben Tag nach und heute Mittwoch folgt nun ein Artikel auf 20 Minuten, der im Anriss auf der Front «Freidenker wollen die Feiertage abschaffen» die von Andreas Kyriacou geäusserte Position verkürzt wiedergibt.

Andreas Kyriacou wurde im Frühjahr 2017 von der ökumenisch-interreligiös ausgerichteten Zeitschrift aufbruch angefragt, einen Text zum Umgang mit den religiösen Feiertagen zu verfassen. Er erschien in der Juni-Ausgabe:

Die religiösen Feiertage sind längst säkularisiert, tragen wir dem auch gesetzlich Rechnung! Sie sind beliebt, die Feiertage, die an Ereignisse der christlichen Religionslehre erinnern sollen. Die Beliebtheit hat heute allerdings vornehmlich mit dem Freiraum zu tun, die sie uns bieten – wir können privaten Interessen nachgehen oder uns mit Freunden oder Familienangehörigen treffen. Das Bedürfnis, die Tage mit religiösen Inhalten zu füllen, ist hingegen am Schwinden. Gemäss Erhebungen des Bundesamtes für Statistik nehmen 60 Prozent der Katholiken und über 70 Prozent der Reformierten höchstens fünfmal im Jahr an einem Gottesdienst teil, über ein Fünftel der Kirchenmitglieder verzichtet sogar ganz auf deren Besuch. Dies und die stetig steigende Zahl der Konfessionslosen sollte Auswirkungen auf den gesetzlichen Umgang mit diesen Tagen haben.

Etliche Kantone geben einigen religiösen Feiertagen einen besonderen Stellenwert und verbieten dann nichtreligiöse Anlässe, im Kanton Zürich gehören dazu auch Sportveranstaltungen im Freien. Derlei anachronistische Verhaltensverbote gehören abgeschafft. Feiertage wie Auffahrt, Pfingsten oder der Bettag, bei denen die meisten die religiöse Bedeutung kaum mehr kennen, geschweige denn ihre Tagesplanung danach ausrichten, sollten in Gesetzestexten überhaupt nicht mehr als spezifisch religiöse Feiertage gelten. Will man die Zahl der Feiertage, die Arbeitstätigen zustehen, erhalten, wäre ein Ansatz im Stil der Englischen Bank Holidays eine gute Möglichkeit. Ostern und Weihnachten sollen ruhig offizielle Feiertage bleiben, wer sie wie nutzen will, soll einfach jeder frei entscheiden dürfen.

Die Möglichkeit, Feiertage künftig wie Englische Bank Holidays zu behandeln, besprach Andreas Kyriacou auch mit Sacha Ercolani von der Aargauer Zeitung, der den Vorschlag in seinen Artikel aufnahm:

Dies würde bedeuten, dass einige vereinbarte Tage im Jahr als arbeitsfrei gelten. Laut Kyriacou könnten es Tage sein, die auf religiöse Feiern zurückgehen, aber ebenso weltliche Feiertage wie der 1. Mai oder der 1. August. Fallen sie auf ein Wochenende, gelte der Montag darauf als arbeitsfrei. «Sie wären arbeitsrechtlich wie andere Sonntage zu behandeln. Personen, die an diesem Tag arbeiten müssen, können den Tag also kompensieren», so Kyriacou. «Tanz- oder andere Verbote sollte es an solchen Tagen selbstredend nicht geben.»

Es geht also um zwei Varianten: entweder Feiertage wie den Pfingstmontag belassen bzw. in einen «Bank Holiday» umwandeln oder sie als verordnete Freitage aufgeben und stattdessen die Zahl der Ferientage entsprechend erhöhen.

Was aber relevanter ist: die Verhaltensverbote an den so genannt «hohen Feiertagen» müssen weg: selbstredend soll jeder den Pfingstsonntag oder den Bettag zum Kirchenbesuch oder zur Suche nach innerer Ruhe nutzen können. Es gibt aber keinen Grund, anderen zu verbieten, an diesen Tagen zu tanzen oder Fussball zu spielen.