Stabübergabe Geschäftsstelle

Nach zwanzig Jahren unermüdlichen Einsatzes für die Freidenker Vereinigung der Schweiz trat bei der Delegiertenversammlung am 31.05.2015 Reta Caspar vom Amt der Geschäftsstellenleitung zurück. Zukünftig möchte sie etwas kürzer treten und einen Teil des Jahres im Ausland leben.

Dass sie aus dem Amt der Geschäftsführerin scheidet, bedeutet jedoch bei Weitem nicht, dass sie den Freidenkern verloren ginge! Als Juristin wird sie auch weiterhin die Rechtsberatung der FVS innehaben, als Redakteurin der Vereinsschrift "Freidenken" wird sie auch fürderhin ihre stes fundierte Meinung kundtun und mit der ihr zueigenen Einfühlsamkeit wird sie uns als Ritualbegleiterin erhalten bleiben.

Im August 1995 hatte Reta, quasi über Nacht, die Redaktion der Vereinszeitung "Freidenker" übernommen. Nach mehrfachen antisemitischen Äusserungen des damaligen Redaktors tat Eile Not, und man trennte sich von ihm. Der Zentralvorstand beauftragte Reta Caspar, die Tochter des Zentralpräsidenten  Jürg Caspar und der Zentralsekretärin Sonja Caspar, mit der Redaktionstätigkeit. Ein Sprung ins kalte Wasser für Reta, zumal kurz nach ihrem Amtsantritt noch die Mutter verstarb!

2003 wurde, auf ihre Anregung hin, die erste professionelle Geschäftsstelle geschaffen. Hierdurch sollte der zunehmenden kirchlichen Propaganda, die immer lauter eine Rückbesinnung auf die "christlichen Werte" in der Schweiz, insbesondere als Folge von 9/11  forderte, Paroli geboten werden. Diese Stelle wurde im Jahr 2005 erstmalig besetzt.

Medial erregte sie 2006  Aufsehen durch einen von ihr im Frei Denken veröffentlichten Beitrag. Als Folge wurde sie erstmalig in die Sendung Club des Schweizer Fernsehens eingeladen. Das Thema: Religion in der Schule: Wie christlich ist die Schweiz?

2007, ein Jahr vor dem 100-jährigen Jubiläum der Freidenkervereinigung in der Schweiz, trat Reta die Nachfolge der vakant gewordenen Stelle als GeschäftsstellenleiterIn an. Die Entscheidung für diese Position fiel nicht leicht, denn eben zu dieser Zeit beendete sie ihr Jurastudium mit dem Master, Schwerpunkt Öffentliches Recht. Sollte sie nun, gerade 50 Jahre geworden, eine Karriere in der öffentlichen Verwaltung anstreben, oder diese zugunsten der vielfältigen Tätigkeit einer Geschäftsstelle aufgeben? - Letztlich entschied sie sich für die Herausforderung der Geschäftsstelle, faszinierten sie doch die politischen und juristischen Themen, aber auch die Gestaltungsfreiheit der neuen Tätigkeit.

In der Folge nahm Reta sich mit 100%-igem Einsatz (bei 50%-igem Lohn) ihren Herausforderungen an: Es galt das anstehende Jubiläumsjahr gebührend in Szene zu rücken! Ein neues Logo wurde kreiert, Reta redigierte eine dreisprachige Sonderausgabe der Frei Denken in neuem Outfit, kreierte eine Pressemappe und lancierte eine Plakatkampagne anlässlich des 100-jährigen Jubiläums.

2009, das Jahr der international vielbeachteten Buskampagne, verschaffte Reta der Freidenker Vereinigung der Schweiz wochenlange Präsenz in den öffentlichen Medien durch eine geschickt präsentierte Kampagne - unterstützt noch durch das ungeschickte Agieren der Kirchen... Der Begriff Freidenker tauchte damals zigfach in allen Printmedien auf. Es folgten Auftritte in der Rundschau und dem Club sowie Berichterstattungen in Schweiz Aktuell. - Retas Öffentlichkeitsarbeit brachte die Freidenker in die Köpfe der Journalisten, und seither ist die Geschäftsstelle gern und oft gefragter Ansprechpartner der Pressewelt in der Schweiz.

Ab 2007, nach Rücktritt ihres Vaters Jürg Caspar als Zentralpräsident, war sie das dienstälteste Mitglied im Zentralvorstand. Auf souveräne Art trat sie in Erscheinung, festigte das Erscheinungsbild der Freidenker als Kompetenzzentrum der Konfessionsfreihen in der Schweiz. Gleichzeitig baute sie eine Rechtsberatung auf - und aus, bei der Privatpersonen eine Erstberatung kostenfrei erhalten konnten. Auch fand man in ihr handfeste Unterstützung, wenn es zum Beispiel um verschleppte Bearbeitung von Kirchenaustritt - Gesuchen ging. So mancher Pfarrer erinnert sich in diesem Zusammenhang wohl nicht allzu gern an sie!

Nach Innen war es Reta ein besonderes Anliegen eine rechtlich einwandfrei Struktur zu schaffen. Sie kommunizierte offen und direkt. Und sicherlich auch mit der notwendigen Hartnäckigkeit. Sie schaffte es ebenfalls die personelle Ausstattung der Ritualbegleiter zu erweitern und verjüngen.

Nach langwierigen Prozessen schliesslich gelang ihr 2014 eine teilweise Steuerbefreiung der Freidenker im Kanton Bern zu erwirken.Und auch bei der Fusion der beiden Basler Sektionen wirkte sie 2014 in ihrer unermüdlichen und ausdauernden Art erfolgreich mit.

Nach acht erfolgreichen Jahren räumt Reta nun ihren Platz als Geschäftsstellenleiterin. Doch sie wird uns erhalten bleiben als aktives Mitglied, als Redakteurin, Projektmitarbeiterin und Rechtsberaterin.